Durchdrehende Reifen, grollendes Auspuffgebrüll, abgeklebte Scheinwerfer und Scheiben: Damit zetteln meist männliche Fahrer einen meist illegalen Straßenwettbewerb um die schärfste Karre an. Einigen sind die gesetzlichen Vorschriften ziemlich egal: Die Auspuffanlagen, Folierungen und extreme Breitreifen sind oft weder zugelassen noch in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Das ist kein Kavaliersdelikt! Die dröhnenden Karren sind für Anwohner und Passanten eine enorme Belästigung und Belastung. Illegale Straßenrennen oder auch die falsche Bereifung können tödliche Folgen haben. Daher gehen in Deutschland gleich mehrere Landespolizeien gezielt gegen „Autoposer“ (Poser = Angeber) vor, in Hamburg die gleichnamige „Kontrollgruppe Autoposer“ oder auch „Soko Autoposer“. In Frankfurt gibt es seit dem 1. März 2018 die neue Einheit namens „KART“ (Kontrolleinheit Autoposer, Raser und Tuner).
Autoposer in Deutschland
Am „Carfreitag“, wie in der Poserszene der Karfreitag genannt wird, hatte die kürzlich gegründete Polizei-Einheit namens „Kart“ (Kontrolleinheit Autoposer, Raser und Tuner) in Frankfurt alle Hände voll zu tun. So trafen sich die Mitglieder der Poser-, Tuner- und Raserszene im gesamten Frankfurter Stadtgebiet, um in die Saison zu starten und eine kleine Spritztour mit ihren getunten Autos zu machen. In weiser Voraussicht führte die Polizei Kontrollen durch: In der Zeit von 16 Uhr bis 1 Uhr stoppte sie 200 zu schnell fahrende Autos.Zudem wurden 238 Fahrzeuge kontrolliert, die von den Beamten in die Poserszene eingeordnet wurden. An 132 Fahrzeugen gab es etwas auszusetzen, fünf wurden sichergestellt und bei 28 Autos erlosch die Betriebserlaubnis durch unzulässige, technische Veränderungen. In den meisten Fällen wurde die Auspuffanlage verändert: Mittelschalldämpfer fehlten, wodurch die Autos sehr laut waren. Manch einer hatte an seinem BMW 3er oder 5er die Räder auf nicht eingetragene Distanzscheiben geschraubt.
Kassel
Karsamstag auf Ostersonntag hatte auch die Polizei in Kassel viel zu tun. Bei Kontrollen stellten die Beamten acht Fahrzeuge sicher, darunter einen Lexus, einen Porsche, einen Audi R8, einen VW Golf, einen VW Gold R 32, einen Mini Cooper, einen Ford Focus und einen Mercedes AMG. Einer der Autoposer hatte es ganz besonders eilig. Er raste mit seinem BMW 3er gegen 2 Uhr nachts durch den Kasseler Stadtteil Bettenhausen und befuhr schließlich eine Einbahnstraße in entgegengesetzer Richtung, als er die Polizei hinter sich bemerkte. Gegen den bislang noch unbekannten Fahrer, der seinen Wagen zurückgelassen und zu Fuß geflüchtet war, leiteten die Beamten ein Strafverfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs ein.
Hamburg
Mainz
In Mainz legte die Polizei einen Opel Vectra still, bei dem nahezu jede Veränderung ein Betriebsverbot bedeutete. Unter anderem eine Antenne, die durch eine spitze Patronenattrappe ersetzt wurde, eine viel zu helle Kennzeichenbeleuchtung, eine nachträglich eingebaute Front-LED sowie ein geänderter Kühlergrill, für den keine Genehmigung vorlag. Auf Nachfrage der Polizei gab der Opel-Besitzer an, dass er das Auto schon so mit den meisten Umbauten gekauft habe. Weiterfahren durfte er trotzdem nicht.
Die erste Soko Autoposer in Mannheim
In Mannheim waren die sogenannten „Poser“ ein besonders großes Problem. 2016 gründete die Polizei deshalb eine spezielle Ermittlungsgruppe aus sechs Beamten, die gezielt nach diesen Verkehrsrowdys Ausschau hält. Sehr erfolgreich: 2017 wurden 1284 Fahrzeuge kontrolliert, bei 459 wurden Mängel festgestellt, bei 238 die Betriebserlaubnis entzogen. Dank dieser Erfolgsbilanz nahmen andere Städte die Mannheimer Soko zum Vorbild.